Testo Johannes-Passion (Johann Sebastian Bach)

Testo Johannes-Passion (Johann Sebastian Bach)

ERSTER TEIL



Verrat und Gefangennahme

(Johannes 18, 1-14)


CHOR

Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm

In allen Landen herrlich ist!

Zeig uns durch deine Passion,

Daß du, der wahre Gottessohn,

Zu aller Zeit,

Auch in der größten Niedrigkeit,

Verherrlicht worden bist!





REZITATIV

Evangelist

Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wußte den Ort auch, denn Jesus versammlete sich oft daselbst mit seinen Jüngern. Da nun Judas zu sich hatte genommen die Schar und der Hohenpriester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Als nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen:



Jesus

Wen suchet ihr?



Evangelist

Sie antworteten ihm:





CHOR

Jesum von Nazareth!





REZITATIV

Evangelist

Jesus spricht zu ihnen:



Jesus

Ich bin´s.



Evangelist

Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin´s! wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal:



Jesus

Wen suchet ihr?

Evangelist

Sie aber sprachen:





CHOR

Jesum von Nazareth!





REZITATIV

Evangelist

Jesus antwortete:



Jesus

Ich hab´s euch gesagt, daß ich´s sei; suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!





CHORAL

O große Lieb´, o Lieb´ ohn alle Maße,

Die dich gebracht auf diese Marterstraße!

Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,

Und du mußt leiden!





REZITATIV

Evangelist

Auf daß das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht´ Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro:



Jesus

Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?





CHORAL

Dein Will´ gescheh, Herr Gott, zugleich

Auf Erden wie im Himmelreich.

Gib uns Geduld in Leidenszeit,

Gehorsam sein in Lieb´ und Leid;

Wehr´ und steu´r allem Fleisch und Blut,

Das wider deinen Willen tut!





REZITATIV

Evangelist

Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nahmen Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas´ Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet, es wäre gut, daß ein Mensch würde umbracht für das Volk.









ARIE (Alt)

Von den Stricken meiner Sünden

Mich zu entbinden,

Wird mein Heil gebunden.

Mich von allen Lasterbeulen

Völlig zu heilen,

Läßt er sich verwunden.

*







Verleugnung

(Johannes 18, 15-27; Matthäus 26, 75)



REZITATIV

Evangelist

Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger.





ARIE (Sopran)

Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten

Und lasse dich nicht,

Mein Leben, mein Licht.

Beförd´re den Lauf

Und höre nicht auf,

Selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten.





REZITATIV

Evangelist

Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen vor der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro:



Ancilla (Magd)

Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer?



Evangelist

Er sprach:



Petrus

Ich bin´s nicht!



Evangelist

Es stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlfeu´r gemacht (denn es war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm:



Jesus

Ich habe frei, öffentlich geredet vor der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Jüden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe! Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe!



Evangelist

Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach:



Servus (Diener)

Solltest du dem Hohenpriester also antworten?



Evangelist

Jesus aber antwortete:



Jesus

Hab ich übel geredt, so beweise es, daß es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?





CHORAL

Wer hat dich so geschlagen,

Mein Heil, und dich mit Plagen

So übel zugericht´?

Du bist ja nicht ein Sünder

Wie wir und unsre Kinder,

Von Missetaten weißt du nicht.

Ich, ich und meine Sünden,

Die sich wie Körnlein finden

Des Sandes an dem Meer,

Die haben dir erreget

Das Elend, das dich schläget,

Und das betrübte Marterheer.





REZITATIV

Evangelist

Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich; da sprachen sie zu ihm:





CHOR

Bist du nicht seiner Jünger einer?





REZITATIV

Evangelist

Er leugnete aber und sprach:



Petrus

Ich bin´s nicht!



Evangelist

Spricht des Hohenpriesters Knecht´ einer, ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte:



Servus (Diener)

Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?

Evangelist

Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich.





ARIE (Tenor)

Ach, mein Sinn,

Wo willt du endlich hin,

Wo soll ich mich erquicken?

Bleib ich hier,

Oder wünsch ich mir

Berg und Hügel auf den Rücken?

Bei der Welt ist gar kein Rat,

Und im Herzen

Stehn die Schmerzen

Meiner Missetat,

Weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.





CHORAL

Petrus, der nicht denkt zurück,

Seinen Gott verneinet,

Der doch auf ein´ ernsten Blick

Bitterlichen weinet.

Jesu, blicke mich auch an,

Wenn ich nicht will büßen;

Wenn ich Böses hab getan,

Rühre mein Gewissen!

*







ZWEITER TEIL



Verhör und Geißelung

(Johannes 18, 28-40; 19, 1)



CHORAL

Christus, der uns selig macht,

Kein Bös´ hat begangen,

Der ward für uns in der Nacht

Als ein Dieb gefangen,

Geführt vor gottlose Leut

Und fälschlich verklaget,

Verlacht, verhöhnt und verspeit,

Wie denn die Schrift saget.





REZITATIV

Evangelist

Da führeten sie Jesum von Kaiphas vor das Richthaus, und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach:



Pilatus

Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?



Evangelist

Sie antworteten und sprachen zu ihm:





CHOR

Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet.





REZITATIV

Evangelist

Da sprach Pilatus zu ihnen:



Pilatus

So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetze!



Evangelist

Da sprachen die Jüden zu ihm:





CHOR

Wir dürfen niemand töten.





REZITATIV

Evangelist

Auf daß erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm:



Pilatus

Bist du der Jüden König?



Evangelist

Jesus antwortete:



Jesus

Redest du das von dir selbst, oder haben´s dir andere von mir gesagt?



Evangelist

Pilatus antwortete:



Pilatus

Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet; was hast du getan?



Evangelist

Jesus antwortete:



Jesus

Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Jüden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen.







CHORAL

Ach großer König, groß zu allen Zeiten,

Wie kann ich g´nugsam diese Treu ausbreiten?

Kein´s Menschen Herze mag indes ausdenken,

Was dir zu schenken.

Ich kann´s mit meinen Sinnen nicht erreichen,

Womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.

Wie kann ich dir denn deine Liebestaten

Im Werk erstatten?





REZITATIV

Evangelist

Da sprach Pilatus zu ihm:



Pilatus

So bist du dennoch ein König?



Evangelist

Jesus antwortete:



Jesus

Du sagt´s, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.



Evangelist

Spricht Pilatus zu ihm:



Pilatus

Was ist Wahrheit?



Evangelist

Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:



Pilatus

Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch einen losgebe; wollt ihr nun, daß ich euch der Jüden König losgebe?



Evangelist

Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen:





CHOR

Nicht diesen, sondern Barrabam!





REZITATIV

Evangelist

Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn.





ARIOSO (Baß)

Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,

Mit bitt´rer Lust und halb beklemmtem Herzen,

Dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,

Wie dir auf Dornen, so ihn stechen,

Die Himmelsschlüsselblumen blühen;

Du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen,

Drum sieh ohn´ Unterlaß auf ihn.





ARIE (Tenor)

Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken

in allen Stücken

dem Himmel gleiche geht,

daran, nachdem die Wasserwogen

von unsrer Sündflut sich verzogen,

der allerschönste Regenbogen

als Gottes Gnadenzeichen steht!

*







Verurteilung und Kreuzigung

(Johannes 19, 2-22)



REZITATIV

Evangelist

Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und satzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen:





CHOR

Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!





REZITATIV

Evangelist

Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen:



Pilatus

Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde.



Evangelist

Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen:



Pilatus

Sehet, welch ein Mensch!



Evangelist

Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen:





CHOR

Kreuzige, kreuzige!







REZITATIV

Evangelist

Pilatus sprach zu ihnen:



Pilatus

Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm!



Evangelist

Die Jüden antworteten ihm:





CHOR

Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.





REZITATIV

Evangelist

Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet´ er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu:



Pilatus

Von wannen bist du?



Evangelist

Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm:



Pilatus

Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?



Evangelist

Jesus antwortete:



Jesus

Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat´s größre Sünde.



Evangelist

Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe.





CHORAL

Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,

Ist uns die Freiheit kommen;

Dein Kerker ist der Gnadenthron,

Die Freistatt aller Frommen;

Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein,

Müßt unsre Knechtschaft ewig sein.





REZITATIV

Evangelist

Die Jüden aber schrieen und sprachen:

CHOR

Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser.





REZITATIV

Evangelist

Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus, und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet: Hochpflaster, auf Ebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde, und er spricht zu den Jüden:



Pilatus

Sehet, das ist euer König!



Evangelist

Sie schrieen aber:





CHOR

Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!





REZITATIV

Evangelist

Spricht Pilatus zu ihnen:



Pilatus

Soll ich euren König kreuzigen?



Evangelist

Die Hohenpriester antworteten:





CHOR

Wir haben keinen König denn den Kaiser.





REZITATIV

Evangelist

Da überantwortete er ihn, daß er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Ebräisch: Golgatha.





ARIE (Baß) MIT CHOR

Eilt, ihr angefocht´nen Seelen,

Geht aus euren Marterhöhlen,

Eilt - Wohin? - nach Golgatha!

Nehmet an des Glaubens Flügel,

Flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel,

Eure Wohlfahrt blüht allda!







REZITATIV

Evangelist

Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: "Jesus von Nazareth, der Jüden König". Diese Überschrift lasen viele Jüden, denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf ebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato:





CHOR

Schreibe nicht: der Jüden König, sondern daß er gesaget habe: Ich bin der Jüden König.





REZITATIV

Evangelist

Pilatus antwortet:



Pilatus

Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.





CHORAL

In meines Herzens Grunde,

Dein Nam´ und Kreuz allein

Funkelt all Zeit und Stunde,

Drauf kann ich fröhlich sein.

Erschein mir in dem Bilde

Zu Trost in meiner Not,

Wie du, Herr Christ, so milde

Dich hast geblut´t zu Tod.

*







Tod Jesu

(Johannes 19, 23-30)



REZITATIV

Evangelist

Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewürket durch und durch. Da sprachen sie untereinander:





CHOR

Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wess´ er sein soll.









REZITATIV

Evangelist

Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da saget: "Sie haben meine Kleider unter sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen". Solches taten die Kriegesknechte. Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter:



Jesus

Weib, siehe, das ist dein Sohn!



Evangelist

Darnach spricht er zu dem Jünger:



Jesus

Siehe, das ist deine Mutter!





CHORAL

Er nahm alles wohl in acht

In der letzten Stunde,

Seine Mutter noch bedacht´,

Setzt ihr ein´n Vormunde.

O Mensch mache Richtigkeit,

Gott und Menschen liebe,

Stirb darauf ohn´ alles Leid,

Und dich nicht betrübe!





REZITATIV

Evangelist

Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er:



Jesus

Mich dürstet!



Evangelist

Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:



Jesus

Es ist vollbracht!





ARIE (Alt)

Es ist vollbracht!

O Trost vor die gekränkten Seelen!

Die Trauernacht

Läßt nun die letzte Stunde zählen.

Der Held aus Juda siegt mit Macht

und schließt den Kampf.

Es ist vollbracht!





REZITATIV

Evangelist

Und neiget´ das Haupt und verschied.





ARIE (Baß) MIT CHORAL

BAß

Mein teurer Heiland, laß dich fragen,

Da du nunmehr ans Kreuz geschlagen

Und selbst gesaget: Es ist vollbracht,

Bin ich vom Sterben frei gemacht?

Kann ich durch deine Pein und Sterben

Das Himmelreich ererben?

Ist aller Welt Erlösung da?

Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen,

Doch neigest du das Haupt

Und sprichst stillschweigend: ja.





CHOR

Jesu, der du warest tot,

Lebest nun ohn´ Ende,

In der letzten Todesnot,

Nirgend mich hinwende

Als zu dir, der mich versühnt,

O du lieber Herre!

Gib mir nur, was du verdient,

Mehr ich nicht begehre!

*







Grablegung

(Matthäus 27, 51-52; Johannes 19, 31-42)



REZITATIV

Evangelist

Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen.





ARIOSO (Tenor)

Mein Herz, in dem die ganze Welt

Bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,

Die Sonne sich in Trauer kleidet,

Der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,

Die Erde bebt, die Gräber spalten,

Weil sie den Schöpfer sehn erkalten,

Was willst du deines Ortes tun?





ARIE (Sopran)

Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren

Dem Höchsten zu Ehren.

Erzähle der Welt und dem Himmel die Not;

Dein Jesus ist tot!



REZITATIV

Evangelist

Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war, daß nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer eröffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß, daß er die Wahrheit saget, auf daß ihr gläubet. Denn solches ist geschehen, auf daß die Schrift erfüllet würde: "Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen." Und abermals spricht eine andere Schrift: "Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben."





CHORAL

O hilf, Christe, Gottes Sohn,

Durch dein bitter Leiden,

Daß wir, dir stets untertan

All´ Untugend meiden;

Deinen Tod und sein´ Ursach´

Fruchtbarlich bedenken,

Dafür, wiewohl arm und schwach

Dir Dankopfer schenken.





REZITATIV

Evangelist

Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich, aus Furcht vor den Jüden), daß er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen untereinander bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garte, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war.





CHOR

Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,

Die ich nun weiter nicht beweine;

Ruht wohl, und bringt auch mich zur Ruh´.

Das Grab, so euch bestimmet ist,

Und ferner keine Not umschließt,

Macht mir den Himmel auf,

Und schließt die Hölle zu.





CHORAL

Ach Herr, laß dein lieb´ Engelein

Am letzten End´ die Seele mein

In Abrahams Schoß tragen;

Den Leib in sein´m Schlafkämmerlein

Gar sanft, ohn´ ein´ge Qual und Pein,

Ruh´n bis am jüngsten Tage!

Alsdann vom Tod erwecke mich,

Daß meine Augen sehen dich

In aller Freud´, o Gottes Sohn,

Mein Heiland und Genadenthron!

Herr Jesu Christ, erhöre mich,

Ich will dich preisen ewiglich!
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