Testo A, B Und C, Eine Freud'sche Allegorie

Testo A, B Und C, Eine Freud'sche Allegorie

In einer Vollmondnacht auf Wanderschaft ins Unbekannte suchten B und C das Ziel mit Klarheit und
Verstand. B ging voraus, er trug die Karte in der Hand, wie eine Wunderlampe. Sie suchten gefühlte
Jahrhunderte lang doch fanden nur die Unterkante. C lief hinter B und regelte Konflikte, passte auf ihn auf, und überwachte jeden seiner Schritte. Die beiden kannten sich lang, doch zu kurz um gut zu
leben. B war immer da, selbst bei C's Geburt war er zugegen. Sie wanderten und trabten, seit Anbeginn der Tage, folgten dem Verlauf einer endlos währenden Strasse. Ab und an kreuzten sich Wege, man redete und lobte dankbar. Nach jeder Begegnung wurde C ein wenig dominanter.

Eines Tages stürzte regen in den Wüstenstrich, Konturen eines wilden Waldes schälten sich aus der
Düsternis. B wurde unruhig, seine Finger begannen zu schwitzen. C wurde laut, doch bekam das Gefühl in einem schlimmen Schlamassel zu sitzen. Schlingerndes Ganges wankte B in einen Sog ohne Gestalt. Unsichtbare Finger griffen nach ihm und zogen ihn zum Wald. Sirenen tönten laszive Lieder und boten sich zur balz. C griff verzweifelt nach B's Arm, doch jedes verbot erschien diesem falsch. Ihm wurde kalt. Am Rande des Waldes waren beide Geister wie benommen. Die Karte verschwunden, doch B nahm keinerlei Notiz davon. "Tu was du willst". C entfleuchte ein uriges grunzen, B blickte sich brüskiert um, doch C war spurlos verschwunden.
B's müde Füsse verschmolzen mit dem modrigen Boden, Schlingpflanzen formten sich in der Dunkelheit zu Todes Symbolen. Das Dickicht kroch an seinen Beinen hoch, sein Kopf liess alle Leinen los. Er formte ein Kaleidoskop als bedrohliches Omen. Er war Klamm, sein Körper wollte ihm nicht mehr gehorchen. Stimmen raunten und Säuglingsschreie schienen ihn zu orten, er rief nach seinen Konsorten, fühlte sich rastlos und verlassen. Er hörte markerschütterndes Weibergeschrei und wässriges schmatzen. Das Blätter Dach warf einen Reigen aus entsetzlichen Schatten, hässliche Fratzen, Masken, und schnitten groteske Grimassen. B konnte es nicht verkraften ohne den Stolz zu verlieren. "Wer seit ihr? und was in drei Teufels Namen wollt ihr von mir?"

Eine vertraute Fistelstimme hauchte flehentlich, mit leisem Herzen: "Hilf uns, befrei uns, dein Freund C hat uns hier eingesperrt." B schwitzte Blut und bettete panisch um Hilfe. Ein grosser Klumpen hatte sich in seinem Magen gebildet. Er watet rastlos durch den Waldmorast, fast am Ende der Welt. Plötzlich trat er auf eine Lichtung, und stand vor sich selbst. Er grinste, und grinste und lachte sich aus. Seine Finger formten einen Pistolenlauf und knatterten laut. B wandte sich ab, und schritt geradeaus hinaus aus dem Wald. Am Rande traf er C und steckte ihm den Lauf in den Hals. Er nahm die Karte, seine Lippen malten ein hämisches Grinsen, er zerriss sie und liess C alleine im Regen verschwinden.
Testi di Thomas Pyrin