Testo Zu Prag

Testo Zu Prag

Seit Tagen rufen sie bei mir an, die Beobachter von Mißständen aus Funk- und Zeitungs- und anderen Häusern. Degenhardt, sagen sie, oder, vertraulich, Väterchen: Nun, was sagen sie jetzt zu Prag? Ach, die widern mich an. Endlich, endlich dürfen sie die in Jahren hinuntergewürgte Kritik hinauskotzen, diesmal darf man vom Leder ziehen zu Prag. Beifällig nicken Verleger und Intendanten. Und wir, Freunde, es scheint, wir haben gut gearbeitet. Denn hört euch diese Typen an, die Vorsitzenden der Aufsichtsräte, die Vorstände und Herren der Konzerne und deren Sachwalter auf Regierungs- und anderen -bänken. Sie sind empört, weil der Aufbau des Sozialismus gehemmt worden ist zu Prag. Sie trauern und sprechen von Scham, die Stalingradkämpfer, die Makler und Generale und deren Sachwalter in Zeitungs- und anderen Häusern. Sie trauern, weil der Sprung, voller Wagnis, auf eine andere Stufe des Sozialismus nicht stattfinden durfte zu Prag. Nein, wir hören genau hin. Die sagen "das goldene Prag". Und wenn die Gold sagen, meinen die Gold, die Herren, die den Vorfall in der Schweinebucht peinlich, der Vorfall in Santa Domingo gelungen, den Vorfall in Griechenland überhaupt nicht benennen. Nein, mit diesen Herren (und mit den Herren ohne Eier, versteht sich) teilen wir nicht unsere Wut über den Sieg der Panzer zu Prag.
Testi Franz Josef Degenhardt